Klimaanpassungsmanager*innen im Selbstporträt

Das Zentrum KlimaAnpassung hat sieben Klimaanpassungsmanager*innen acht Fragen gestellt und hat jeweils acht spannende Antworten rund um die beeindruckend vielfältige Arbeit von Klimaanpassungsmanager*innen erhalten. Lesen Sie rein und lernen Sie die Welt der Klimaanpassung in der Praxis kennen.

Yvonne Wieczorrek

Klimaanpassungsmanagerin Stadt Köln, Umwelt- und Verbraucherschutzamt

KAM Köln

Klimaanpassung in der Praxis: 8 Fragen - 8 Antworten

1. Wo arbeiten und wirken Sie?

Die Stadt Köln ist eine Großstadt im Rheintal mit über einer Million Einwohner*innen, im Westen von Deutschland.

2. Wie sind Sie Klimaanpassungsmanager*in geworden?

Von der Ausbildung bin ich Diplom- Biologin und war schon in den verschiedensten Aufgabengebieten bei der Stadt Köln tätig. Aus meiner vorherigen `Tätigkeit in der Hochwasserschutzzentrale bringen ich Kenntnisse im Hochwasserschutz mit.

Ich bin seit 2008 im Aufgabengebiet Umweltplanung und –vorsorge tätig. Damals gab es die Bezeichnung Klimaanpassungsmanagerin noch nicht und die Klimawandelfolgen für die Stadt Köln waren noch nicht klar definiert. Das Aufgabengebiet hat sich langsam entwickelt und die Grundlagendaten, Strukturen und Kooperationen mussten erst erarbeitet bzw. neu aufgebaut werden.

3. Mit welchen Herausforderungen der Klimakrise ist Ihre Kommune konfrontiert?

Die Klimawandelfolgen für die Stadt Köln sind Hitze und Starkregen. Die Handlungsfelder sind vielfältig und wurden in der Studie „Klimawandelgerechte Metropole Köln“ (2013, LANUV Fachbericht 50) beschrieben. Maßnahmen müssen im gesamten Stadtgebiet umgesetzt werden.

4. Welche Klimaanpassungsmaßnahmen wurden oder werden noch in Ihrer Kommune umgesetzt?

Das Aufgabengebiet entwickelt sich laufend weiter. Die Art und der Umfang der Maßnahmen sind heterogen und die Projekte variieren. Für die Umsetzung von Maßnahmen, insbesondere baulicher Art, sind verschiedene Ämter der Stadtverwaltung zuständig.

Ich habe in meinem Aufgabengebiet das stadteigene Förderprogramm „GRÜN hoch 3“ zur Dach-, Fassaden- und Hinterhofbegrünung konzipiert und das vom BMBU geförderte Verbundprojekt „Hitzeaktionsplan für Menschen im Alter“ initiiert und erarbeite derzeit die Umsetzung und Versteigung.

5. Was sind Ihre wichtigsten Aufgaben als Klimaanpassungsmanager*in Ihrer Kommune?

Mein Arbeitsschwerpunkt ist das Themenfeld Hitze in der Stadt und Stadtklimatologie. Die Aufgabe erfordert ein koordiniertes und integriertes Zusammenarbeiten aller relevanten Fachämter. Dies gilt sowohl für innerstädtische Dienststellen, als auch für externe Organisationen.

Ein Großteil meiner Tätigkeit besteht darin, die beteiligen Akteur*innen zu vernetzen, Strukturen zu schaffen, Konzepte zu entwickeln und die Umsetzung von Maßnahmen voran zu treiben.

Darüber hinaus konzipiere ich Projekte und führe sie durch. Grundlage für diese Tätigkeit sind aber auch Fachdaten, wie Klimagutachten oder die Planungshinweiskarte Hitze. Hier führe ich auch eigene GIS Analysen durch, z.B. zur Hitzebetroffenheit von über 80-Jährigen im Rahmen von Vulnerabilitätsanalysen. Diese dienen unter anderem für die Maßnahmenkonzeption zum Beispiel im Rahmen des Hitzeaktionsplans.

Natürlich bringe ich das Thema Anpassung an den Klimawandel auch in die unterschiedlichen Fachplanungen (u.a. Bauleitplanung, Flächennutzungsplanung, Regionalplan) ein und nehme Stellung zu fachlichen Anfragen aus Politik, Presse und Bürgerschaft.

Also eigentlich alles auf einmal… Manchmal auch gleichzeitig.

6. Welches sind die größten Herausforderungen im Arbeitsalltag?

Zum Glück findet derzeit ein Wandel in der Wahrnehmung der Verwaltung statt, dass neben Klimaschutz auch der Klimawandel ein wichtiges Zukunftsthema ist. Aus meiner Sicht dauert dieser Wandel aber zu lange und die Berücksichtigung in Planungsprozessen wird nicht konsequent verfolgt. Eigentlich müssten größere Umgestaltungen der dicht bebauten Kernstadt viel schneller umgesetzt werden. Zudem wird gleichzeitig immer mehr klimaaktive Freifläche bebaut und versiegelt. Der Stellenwert der Freiflächen für die Klimawandelanpassung, als Kaltluftentstehungsgebiete, wird im Rahmen der Abwägungsprozesse nicht hoch genug gewichtet. Dem steht bei der Stadt Köln die Schaffung von bezahlbaren Wohnungsbau gegenüber.

7. Welche Fähigkeiten und Eigenschaften braucht eine Klimaanpassungsmanager*in?

Beharrlichkeit; nicht alle Maßnahmen können direkt umgesetzt werden. Aber es lohnt sich Prioritäten zu setzten und diese voran zu treiben.

Mut auch neue Wege zu gehen und ungewöhnliche Projekte umzusetzen, Kommunikationsfähigkeit und Verbindlichkeit, um die Partner*innen und Akteur*innen zu überzeugen und zu motivieren ihren Beitrag zu leisten.

So habe ich das Projekt Hitzeaktionsplanung gestartet und im Projektverlauf einen deutschlandweiten Städtedialog in Leben gerufen oder Fächer zur Sensibilisierung bedruckt. Auch die Durchführung von ungewöhnlichen Maßnahmen, wie die Kühlung eines Innenstadtplatzes mit einem Feuerwehrschlauch ist Neuland für die Stadt Köln und die Akteur*innen müssen überzeugt werden.

8. Wenn Sie sich als Klimaanpassungsmanager*in etwas wünschen könnten, was wäre das?

Wie oben bereits erwähnt, ist der Beruf, die Tätigkeit einer Klimaanpassungsmanager*in neu, das heißt auch, dass sich noch vieles finden muss. Welche Unterstützung würden Sie sich von wem wünschen?

Ich würde mir eine Stärkung des Themas bei der Stadtentwicklung wünschen, also die Ausweisung von besonders wertvollen Freiflächen als Tabuflächen für Bebauung und als zweiter Wunsch, das Thema Klimawandelanpassung als kommunale Pflichtaufgabe, weil nur so in der Kommune wirksame Anpassungsmaßnahmen umgesetzt werden können. Und hieran anknüpfend mehr

Personal, damit ich im Team mit weiteren Kolleg*innen noch mehr für die Anpassung an den Klimawandel meiner Stadt erreichen kann.

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