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Klimaanpassungspraxis

Delitzsch - Zukunft Stadtgrün! Sanierung und Renaturierung des Wallgrabens

Allgemeine Informationen

Themenfeld: Grüne Infrastruktur
Laufzeitbeginn:
Laufzeitende:
Delitzsch Stadtpark

 © ArTono

Delitzsch Zufluss Lober

 © ArTono

Ort/Einrichtung

Kommune: Stadt Delitzsch
Bundesland: Sachsen

Projektbeschreibung

Die städtebauliche Gesamtmaßnahme "Zukunft Stadtgrün" der Stadt Delitzsch umfasst unter anderem klimwandelsensible Stadträume, die sich vor allem mit der Umgestaltung der blauen und grünen Infrastruktur befassen. Dabei geht es vor allem um die Sanierung und teilweise Renaturierung des innerstädtischen Wallgrabens und des Mühlgrabens. Beide Grabensysteme sind wichtige Teile der blauen und grünen Infrastruktur der Stadt. Damit soll die Aufenthalts- und Lebensqualität dieses zentralen Erholungsraums für die ansässige Bevölkerung erhöht werden. Die Sanierung des Wallgrabens beinhaltet die Entfernung des Schlamms und Böschungsarbeiten. Somit kann der Wallgraben wieder zu einem lebendigen Gewässer werden und die unterbrochene Gewässerverbindung zum Mühlgraben wird reaktiviert.   

Ziele und Aktivitäten

Motivation/Hintergrund:

Die Stadt Delitzsch setzt sich bereits seit Jahren intensiv mit Klimafragen und der klimaresilienten Stadtentwicklung auseinander. Das Forschungsprojekt KlimaMORO (Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel) des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) sowie der Modellversuch "eea-plus" (European Energy Award – verfolgt die Ziele des Klimaschutzes und der Energieeinsparung), an denen sich Delitzsch beteiligte, identifizierten für die Stadt eine besondere Vulnerabilität gegenüber Hitze, Trockenheit und Starkregenereignissen. Vor allem die stark verdichtete historische Altstadt und die nördlich der Stadt gelegenen Plattenbaugebiete sind davon betroffen. Um dem entgegenzuwirken wurden verschiedene Maßnahmen der Klimaanpassung entwickelt, die Bausteine für die Gesamtmaßnahme "Zukunft Stadtgrün" sind.

Spezifikation:

Die Gesamtmaßnahme "Zukunft Stadtgrün" beinhaltet als Schwerpunktmaßnahme die Sanierung des Wallgrabens, der aufgrund der langfristigen Auswirkungen des Bergbaus aber auch als Folge von Starkregenereignissen zunehmend verschlammt und verlandet. Im Rahmen der Sanierung, werden Betonitmatten eingesetzt, um die Sohle des Wallgrabens abzudichten. Auch die Böschung Richtung des Flusses Lober wird abgedichtet, da der Wallgraben dorthin Wasser verliert. Die Sanierung des Wallgrabens soll unter anderem dazu beitragen, dass der biologischen Vielfalt mehr Raum gegeben und Orte für Naturerleben und Erholung geschaffen werden. 

Erkenntnisse

Projektergebnisse:

Nachdem im Frühjahr 2020 die ersten beiden Bauabschnitte abgeschlossen waren, wurde der erste Abschnitt geflutet. Binnen weniger Wochen wuchsen hier flächig Pflanzen, da deren Samen über den Fluss Lober, der den Wallgraben speist, eingetragen wurden. Aufgrund der sich nun natürlich bildenden Schlammschicht, wird ein massives Wachstum des "Ästigen Igelkolbens", der sich dort zuvor stark breit gemacht hatte, eingedämmt. Ein massives Wachstum würde auf längere Sicht erneut für eine zu starke Böschung des Wallgrabens sorgen und damit auch das Wachstum anderer Pflanzen einschränken. Im Sommer 2020 wurde erstmals seit langer Zeit wieder eine Schwaneninsel mitten im Wallgraben entdeckt. .

Herausforderungen:

Der Wallgraben umgibt seit dem Mittelalter die gesamte Delitzscher Altstadt. Daher musste im Vorfeld der Sanierung die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Nordsachsen zur Schlämmung des Wallgrabens und zu den begleitenden Maßnahmen mit Auflagen zum Artenschutz und der Eingriffsregelung ihre Genehmigung erteilen. 

Erkenntnisse aus dem Projekt:

Die Sanierung der ersten beiden Abschnitte des Wallgrabens hat gezeigt, dass eine massive Verschlammung und Bewachsung zurückgegangen ist. Allerdings warten nach wie vor die beiden letzten Abschnitte des Wallgrabens auf eine Sanierung, die aufgrund der hohen Kosten bisher nicht stattfinden konnte.